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Darmkrebs / kolorektales Karzinom

Wie entsteht ein kolorektales Karzinom?
Der Dickdarm ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die sich immer wieder erneuert. Die Zellen der untersten Schleimhautschicht teilen sich kontinuierlich und die oberste Schicht wird durch den Nahrungsbrei immer wieder abgetragen. Wenn sich Zellen der untersten Schleimhautschicht, die sich ohnehin schon sehr schnell teilen, unkontrolliert teilen, entsteht zuerst ein Polyp, ein Pilz-artiges Gebilde, das in den Darm hineinwächst. Aus diesem Polyp entsteht ein Darmkrebs. Wird der Polyp bei einer Darmspiegelung abgetragen, kann der Krebs verhindert werden.

Wer ist vom Darmkrebs vor allem betroffen?
Das kolorektale Karzinom ist grundsätzlich eine Erkrankung des älteren Menschen. Eine Erkrankung unter 40 Jahren ist eher selten und meistens auf eine genetische Veranlagung zurück zuführen. Folgende Faktoren haben ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs:

  • Faser-arme Kost mit einem hohen Anteil an tierischen Fetten

  • Gepökeltes, geräuchertes oder gegrilltes Fleisch

  • Vermehrter schädlicher Alkoholkonsum

  • Übergewicht

  • Rauchen

  • Entzündliche Darmerkrankungen (siehe Colitis ulcerosa und M. Crohn)

Welche Beschwerden macht ein kolorektales Karzinom?
Die Symptome sind zu Beginn der Krankheit häufig unscheinbar und wenig typisch für eine Krebserkrankung. Abgeschlagenheit, Müdigkeit und eine ungewollte Gewichtstabnahme sind mögliche Hinweise für einen Krebs. Warnsymptome sind sicherlich das Auftreten von Blut im Stuhl oder Schmerzen beim Stuhlgang. Vorsicht ist geboten bei Hämorrhoiden, sie sind sehr häufig und machen ähnliche Beschwerden, sollten aber eine genauere Untersuchung des Dickdarmes nicht verzögern.

Mit welchen Untersuchungen kann ein kolorektales Karzinom frühzeitig erkannt werden?
Der Hausarzt kann durch Abtasten des Darmausganges bereits einen Verdacht auf eine Wucherung haben. Bei einer Darmspiegelung kann der ganze Dickdarm untersucht und verdächtige Veränderungen oder allfällig vorhandene Polypen auch gleich biopsiert/entfernt werden. Die entfernten Gewebeproben werden unter dem Mikroskop untersucht (siehe auch Biopsie). Wird durch die Gewebeproben ein kolorektales Karzinom bestätigt, folgen zur Vervollständigung des Stagings eine Bildgebung (MRI, CT oder Ultraschall) sowie die Bestimmung der Tumormarker in einer Blutentnahme.

Bei Verdacht auf eine Krebserkrankung im Dünndarm, kommt die Kapsel-Endoskopie zum Einsatz. Dabei wird eine digitale Kamera in der Grösse einer Tablette verschluckt. Diese Kamera liefert auf ihrem Weg durch den Verdauungstrakt Bilder von der Darm Oberfläche.

Wie wird das kolorektale Karzinom behandelt?
Je nach individueller Situation wird dem Patienten aufgrund des Stagings, dem Alter und dem Gesundheitszustand eine bestimmte Therapie vorgeschlagen. Diese Therapieempfehlung stammt in der Regel von einem Tumorboard, wo spezialisierte Ärzte jeden einzelnen Fall besprechen. Mögliche Behandlungsmethoden sind:

  • Operation

  • Chemotherapie

  • Strahlentherapie

  • Antikörpertherapie

  • Kombination der obigen

Was sind die Vor-/Nachteile einer Operation?
Der Vorteil einer Operation ist die vollständige Entfernung des Tumors. Da der ganze betroffene Darmabschnitt entfernt wird, darf der Krebs aber eine gewisse Grösse nicht überschreiten. In der gleichen Operation werden die regionalen Lymphknoten entfernt, um diese unter dem Mikroskop zu untersuchen. Wenn der Krebs für eine Operation zu gross ist, geht meistens eine Chemotherapie der Operation (siehe unten) voraus.

Wenn ein Teil des Darmes entfernt wird, müssen die verbleibenden Darmenden wieder zusammengenäht werden. Um diese Naht zu schonen, kann vorübergehend ein künstlicher Darmausgang an der Haut angelegt werden (Kolostoma). Wenn der Krebs am After liegt, muss der Schliessmuskel in der Operation entfernt werden und das Kolostoma verbleibt in der Haut. Dies kann für die betroffene Person sehr belastend sein.

Was sind die Vor-/Nachteile einer Chemotherapie?
Wenn der Tumor mit einer Operation nicht vollständig entfernt werden kann, kommt die Chemotherapie zum Einsatz. Wird die Chemotherapie vor der Operation durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern, spricht man von einer neoadjuvanten Chemotherapie. Die adjuvante Chemotherapie folgt der Operation und hat zum Ziel, die noch im Körper verbleibenden Krebszellen am Wachstum zu hindern.

Was ist der Vor-/Nachteil einer Strahlentherapie?
Die Radiotherapie kann wie auch die Strahlentherapie vor (neoadjuvant) oder nach der Operation (adjuvant) zum Einsatz kommen. Neoadjuvant wird sie beim Krebs am Darmausgang (Mast- und Enddarm) eingesetzt, um den Tumor zu verkleinern und einer Schliessmuskel-erhaltenden Operation zugänglich zu machen. Die adjuvante Strahlentherapie hindert gemeinsam mit der Chemotherapie das Wachstum der noch im Körper verbleibenden Krebszellen.

Was sind die Vor-/Nachteile einer Antikörpertherapie?
Jede Körperzelle, auch Krebszellen, tragen auf der Oberfläche unterschiedliche Rezeptoren, um Nährstoffe aufnehmen und Signale empfangen zu können. Bei der Antikörpertherapie werden Medikamente eingesetzt, die für das Wachstum der Krebszelle wichtige Rezeptoren blockiert. Dadurch können diese sich nicht mehr teilen und gehen zu Grunde.

Man unterscheidet Tumor-Wachstum-Blocker, die einen Wachstumsrezeptor (EGFR) blockieren, und Angiogenese-Hemmer, die die Neubildung von Blutgefässen im Tumor hemmen. Zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehören beim Tumor-Wachstum-Blocker Akne-artige Hautreaktionen, Bindhautentzündungen, Durchfall und Kopfschmerzen. Beim Angiogenese-Hemmer treten vor allem Nasenbluten, Thrombosen/Embolien und diffuse Schmerzen auf.