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Herzinfarkt / Myokardinfarkt

Was ist ein Herzinfarkt?
Infarkt bedeutet, dass Zellen kaputt gehen. Die Zellen gehen kaputt, wenn der Blutfluss in den Herzkranzgefässen zu gering ist, um die Herzmuskelzellen mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Ursache für den reduzierten Blutfluss ist meistens eine Verengung der Herzkranzgefässe durch Arteriosklerose, die Cholesterin-bedingte Verkalkung der Blutgefässe.

Was ist eine Angina pectoris (kurz Angina)?
Der Herzmuskel pumpt je nach körperlicher Kondition in Ruhe ca 60-90 mal pro Minute, bei körperlicher Anstrengung aber bis zu 180-200 mal pro Minute. Für diese Arbeit brauchen die Herzmuskelzellen kontinuierlich Glukose und Sauerstoff als Energielieferanten: Je höher der Puls, desto mehr Energie wird benötigt. Wenn die verkalkten Herzkranzgefässe nur noch wenig Blut zu den Muskelzellen bringen, reicht der darin enthaltene Sauerstoff nur noch für leichte Tätigkeiten aus, bei körperlicher Betätigung ist das Sauerstoffangebot zu knapp, die Herzmuskelzellen verkrampfen sich und der Schmerz wird als Engegefühl auf der Brust oder eben als Angina pectoris bemerkt.

Was soll ich tun, wenn jemand einen Herzinfarkt erleidet?
Das Problem ist, dass man nicht weiss, ob die Schmerzen wirklich vom Herzen kommen oder nicht. Siehe auch unter Brustschmerzen für weitere Informationen. Wenn jemand aber starke, druck-artige Schmerzen auf der Brust verspürt (und sich vielleicht auch die flache Hand auf Brust hält), dann ist ein Herzinfarkt sehr wahrscheinlich. In diesem Falle muss die Person so schnell wie möglich von einem Arzt oder im Spital untersucht werden:

  1. Ruhe bewahren, die betroffene Person an Ort und Stelle beruhigen. Jede körperliche oder emotionale Anstrengung erhöht den Puls, was die Situation verschlechtern kann (siehe oben)
  2. Den Hausarzt und wenn nicht erreichbar den Notfallarzt oder die Nummer 144 anrufen und die Beschwerden schildern. Dies darf nicht auf später verschoben werden, auch nachts darf man nicht den Morgen abwarten – dies ist ein Notfall!
  3. Wenn der Patient bewusstlos wird, sofort mit der Reanimation beginnen. Folgen Sie hierfür diesem Link.
  4. Folgen Sie den Anweisungen des Arztes oder der Notfallzentrale.


Welche Abklärungen werden bei einem Herzinfarkt durchführt?
Anhand einer Herzkurve (Elektrokardiogramm, kurz EKG) und Blutwerten kann Ihr Arzt einen Herzinfarkt erkennen oder als Ursache für die Beschwerden ausschliessen. Gleichzeitig werden Blutdruck, Puls und Temperatur - zum Teil wiederholt - ermittelt. In gewissen Fällen wird auch eine Röntgenaufnahme des Herzens und der Lungen durchgeführt. Bestätigt sich der Herzinfarkt, erhält der Patient Medikamente, welche die Fliesseigenschaften des Blutes verbessern. Dann wird heute in den meisten Fällen eine Koronarangiographie (siehe unten) durchgeführt. Wenn mehrere Gefässabschnitte der Koronararterien betroffen sind, wird möglicherweise eine Bypass-Operation (siehe unten) empfohlen.

Ist die Ursache für die Beschwerden nicht eindeutig, kann eine Belastungsergometrie oder eine MRI Aufnahme des Herzens durchgeführt werden.

Welche Blutwerte werden bestimmt?
Innerhalb der Herzmuskelzellen gibt es die Enzyme Creatinin Kinase (kurz CK) und Troponin, welche im Blut im Normalfall nicht oder kaum messbar sind. Gehen nun Herzmuskeln bei einem Herzinfarkt kaputt, kommen diese Enzyme in die Blutbahn und können dort gemessen werden. Eine Erhöhung dieser Werte ist also ein Hinweis für einen Herzinfarkt.

Was ist eine Koronarangiographie?
In der Koronarangiographie lassen sich die Herzkranzgefässe, die sogenannten Koronararterien, mittels Kontrastmittel darstellen. Durch die Arteriosklerose verschlossene oder verengte Gefässe können so erkannt und in der gleichen Untersuchung wieder geöffnet oder verbreitert werden: Der Blutfluss zu den Herzmuskelzellen ist wieder hergestellt! Im Kanton Graubünden wird diese Behandlung nur im Kantonsspital in Chur durchgeführt.

Was wird bei der Bypass-Operation operiert?
Bei der Bypass-Operation wird der Brustkasten geöffnet und die verengten oder verschlossenen Gefässabschnitte am Herzen werden mit anderen Gefässen, meistens einer Arterie aus der Brustwand (A. Mammaria) oder Venen aus den Beinen, überbrückt (engl. Bypass). Die Bypass-Operation wird nicht an jedem Schweizer Spital durchgeführt, so dass Patienten aus dem Kanton Graubünden hierfür in ein Universitäts-, ein anderes Kantons- oder in ein Privatspital verlegt werden müssen.

Wie sieht die Behandlung nach einem Stent oder einer Bypass-Operation aus?
Nach der Behandlung des akuten Herzinfarktes ist das Hauptziel, einen erneuten Herzinfarkt zu verhindern. Mit Medikamenten zur Behandlung der Fliesseigenschaft des Blutes, zur Behandlung des erhöhten Blutdruckes oder des erhöhten Cholesterins wird das Risiko eines erneuten Herzinfarktes reduziert. Gleichzeitig helfen ein dosiertes Ausdauertraining und eine ausgewogene Diät, die Leistungsfähigkeit des Herzens zu erhöhen. Diese Therapien werden häufig im Rahmen einer stationären und heute auch immer öfter in einer ambulanten Rehabilitation begonnen und überwacht.

Was ist die Ursache der verengten Herzkranzgefässe?
Die häufigste Ursache ist die Arteriosklerose. Diese wird begünstigt durch einen erhöhten Cholesterinwert im Blut, einen hohen Blutdruck, Nikotin und einen Diabetes mellitus. Ein weiterer Risikofaktor ist, wenn andere Familienmitglieder

vor dem 65. Altersjahr einen Herzinfarkt erlitten haben.