Wissen


Sie befinden sich hier:   Deutsch > Medizinisches A-Z > Diagnosen > Rauchen
Zur Stichwortsuche

Rauchen

Der Konsum von Tabak gilt als wichtigste Ursache für den Verlust von Lebensqualität und Lebensjahren! Jährlich sterben in der Schweiz ca. 9000 Personen vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Die meisten Raucher leiden und sterben an Herz-Kreislauferkrankungen, Lungenkrebs oder Atemwegserkrankungen (z.B. COPD). 

Welche Stoffe in der Zigarette haben eine Auswirkung auf die Gesundheit?
Der Tabakrauch enthält mehrere tausend chemische Verbindungen. Ungefähr 90 Substanzen im Tabakrauch sind sogenannte Kanzerogene. Bei diesen wurde nachgewiesen, dass sie die Erbsubstanz im Körper verändern und so zu Krebs führen können. Zu den Kanzerogenen gehören Teer, Schwermetalle, Nitrosamine und Benzol.

Das Kohlenmonoxid und die Blausäure im Zigarettenrauch verdrängen den Sauerstoff aus dem Blut.

Tabelle 1 zeigt ausgewählte giftige und krebserzeugende Substanzen im Tabakrauch.

Was ist Nikotin?
Nikotin ist ein Stoff der Tabakpflanze, der in der Wurzel gebildet und in den Blättern gespeichert wird. In den Blättern dient das ungeniessbare Nikotin als Schutz vor Insekten, die die Blättern fressen wollen.

Wie kommt das Nikotin in den Körper?
Getrocknete und aufbereitete Tabakblätter werden zu Zigaretten, Zigarren, zu Snus, Kau-, Schnupf- und Pfeifentabak verarbeitet. Je nach Stärkeklasse enthält eine Zigarette bis zu 12 mg Nikotin. Wenn die Zigarette glimmt, verbrennt der Tabak und mit ihm der grösste Teil des Nikotins. Ca. 1 mg Nikotin wird aber über die Teerteilchen im Rauch eingesogen. Wie viel Nikotin schlussendlich aus der Lunge in das Blut aufgenommen wird, hängt davon ab, wie tief der Rauch der Zigarette inhaliert wird und mit welchen Zusatzstoffen (z.B. Ammoniak, Menthol) die Zigarette angereichert wurde.

Welche Wirkung hat das Nikotin im Menschen?
Das ins Blut aufgenommene Nikotin erreicht schon wenige Sekunden später das Gehirn. Weil das Nikotin dem Acetylcholin, einem Botenstoff für Nerven, gleicht, reagieren die Nerven auf die Anwesenheit von Nikotin. Dadurch werden Hirnareale, die für die Aufmerksamkeit oder das Gedächtnis verantwortlich sind, stimuliert und andere Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Endorphine freigesetzt, die ein angenehmes Körpergefühl auslösen. Dieser Effekt führt zum Wunsch, den Nikotinkonsum zu wiederholen. Nur, je häufiger die Botenstoffe vorhanden sind, desto weniger reagieren die Nerven auf sie! Für den gleichen Effekt muss man also immer häufiger und immer mehr Nikotin zu sich nehmen. Diese Entwicklung führt zur Abhängigkeit, das Suchtpotenzial ist erheblich!

Was geschieht, wenn man dem nach Nikotin süchtigen Körper das Nikotin vorenthält?
Wenn das Gehirn plötzlich kein Nikotin mehr erhält, führt dies zu Unruhe, Kopfschmerzen, Schweissausbrüchen sowie Gereiztheit bis hin zur Aggressivität. Diese Symptome halten einige Tage bis ca. 4 Wochen an. Konzentrationsstörungen können aber noch mehrere Monate anhalten und das ist ein Grund, warum ehemalige Raucher häufig wieder rückfällig werden.

Welches sind die Risiken des Passivrauchens?
Passivraucher sind denselben giftigen und krebserzeugenden Substanzen ausgesetzt wie die Raucher. Es gilt als erwiesen, dass passivrauchende Kinder häufiger unter Atemwegserkrankungen und Mittelohrentzündungen leiden als Kinder in rauchfreien Haushalten. Hat die werdende Mutter während der Schwangerschaft geraucht, haben die Neugeborenen häufig ein tieferes Geburtsgewicht.

 

Ausgewählte giftige und krebserzeugende Substanzen im Tabakrauch

Substanz

Beispiele für Verwendung / Vorkommen

toxische Eigenschaften

Acetaldehyd

Zwischenprodukt zur Herstellung
zahlreicher organischer
Großprodukte

krebserzeugend, reizt die Augen
und den Atemtrakt, stört die
Selbstreinigung der Lunge durch
Lähmung der Flimmerhärchen
im Bronchialtrakt

Acrylnitril

Produktion von Acrylfasern
und Plastik

krebserzeugend, reizt die
Schleimhäute, verursacht
Kopfschmerzen, Schwindel,
Übelkeit

Ammoniak

in Putzmitteln

Ammoniak-Dämpfe reizen
bereits in geringer Konzentration
die Augen und Atemwege;
Ammoniumverbindungen
erhöhen das Suchtpotenzial
von Zigaretten

Aromatische Amine
(z.B. Anilin)

kommen in der Natur
nicht vor;
Zwischenprodukte bei der
Farbstoffsynthese

krebserzeugend;
verursachen Harnblasenkrebs

Arsen

in Rattengift

krebserzeugend, die Inhalation
von Arsendämpfen
verursacht Schleimhautreizung

Benzol

Antiklopfmittel im Benzin

krebserzeugend;
verursacht Leukämie

Blausäure

in der Herstellung von
Cyaniden, Farbstoffen

eine der toxischsten Substanzen
im Tabakrauch; Kurzzeitexposition
kann zu Kopfschmerzen, Schwindel,
Erbrechen führen

Blei

in Batterien

krebserzeugend, langfristige
Belastung kann Schäden an Gehirn,
Nieren, Nervensystem und roten
Blutkörperchen hervorrufen,
schädigt den Fetus

1,3-Butadien

Grundstoff für Autoreifen,
in Autoabgasen

krebserzeugend, reizt die Augen,
Nasenwege, Rachen und Lunge

Cadmium

in Batterien

krebserzeugend, kann bei
Langzeitexposition die Nieren
schädigen

Chinolin

Farb- und Kunststoffe, zur
Konservierung
anatomischer Präparate

reizt Augen, Nase, Rachen,
kann Kopfschmerzen,
Schwindel und Übelkeit
auslösen

Formaldehyd

in der Holzverarbeitung, zur
Leichenkonservierung

krebserzeugend, das Gas reizt
die Augen und die Atemwege

Hydrazin

Raketentreibstoff

krebserzeugend

p-Hydrochinon

Entwickler in der Fotografie

krebserzeugend, schädigt die
Bindehaut und die Hornhaut
des Auges

Kohlenmonoxid

entsteht bei der
unvollständigen Verbrennung
fossiler Brennstoffe,
in Autoabgasen

blockiert den Sauerstofftransport
im Blut, kann Blutgefäße
schädigen

Naphthalin

in Mottenkugeln

krebserzeugend; die Dämpfe
reizen Augen und Atemwege

Nickel

in Batterien,
Metall-Legierungen

krebserzeugend, reizt die
Atemwege; verursacht
Lungenentzündung

Nitromethan

Treibstoff für Rennmotoren

krebserzeugend

N-Nitrosamine

in gebrauchten Motorenölen,
in Gummi

krebserzeugend

Phenol

Herstellung von Phenolharzen

krebserzeugend; reizt Haut,
Augen und Schleimhäute

Polonium 210

alpha-Strahler, in Messgeräten

stark radiotoxisch

Polyzyklische aromatische
Kohlenwasserstoffe
(z.B.Benzo[a]pyren)

in Autoabgasen, in
Verbrennungsabgasen

krebserzeugend

Styrol

in der Herstellung von
Kunststoffen und
Kunstharzen

krebserzeugend, Exposition
führt zu Störungen des
Zentralnervensystems,
Kopfschmerzen, Erschöpf-
ungszuständen, Depression

Toluol

Zusatz in Benzin, Lösungsmittel

chronische Inhalation reizt die
oberen Luftwege und die Augen,
führt zu Heiserkeit, Übelkeit,
Schwindel, Kopfschmerzen,
Schlafstörungen

 

 

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg